Hier schreibe ich über meine Erfahrungen beim Wiedereinstieg ins Karate nach den Geburten meiner Kinder:
· Ich finde es empfehlenswert, erst einmal einen Rückbildungskurs zu besuchen und nach Möglichkeit auch zu Hause Übungen für Beckenboden und Bauch zu machen. Man bekommt dadurch ein besseres Bewusstsein für diese Zonen und kann dann auch in Karatestellungen die Wahrnehmung des Beckenbodens und Bauchs verbessern. Dies habe ich schon früh angefangen, und zwar mit einzelnen Karatestellungen oder kurzen Katasequenzen, die ich langsam mit Schwerpunkt auf Anspannung der Problemzonen und guter Körperhaltung ausgeführt habe.
· Nach ca. einem halben Jahr bin ich wieder ins Karatetraining gegangen, soweit das von den Stillzeiten und Babysittern her möglich war. Dort habe ich erst nur für mich trainiert, meine Rückbildungsgymnastik gemacht und mich langsam wieder an Katas herangetastet. Es hat einfach gut getan, wieder Kontakt zur Karategruppe zu haben und mal wieder rauszukommen. Der feste Termin hat mir geholfen, auch bei Müdigkeit etwas für mich zu tun.
· Beim langsamen Ausführen der Katas hatte ich genügend Zeit, meinen Beckenboden anzuspannen und meinen Bauchnabel sozusagen Richtung Wirbelsäule zu ziehen, also den Rückbildungsprozess zu unterstützen. Dabei habe ich sehr hoch gestanden, anfangs auch entsprechende Stellungen wie Sanchin Dachi bevorzugt, und erst nach und nach wieder tiefere Stellungen eingenommen. Ich habe dadurch ein viel intensiveres Gefühl für die Karatestellungen entwickelt.
· Die Stellung Kiba Dachi, Sprünge und freies Kumite habe ich lange nicht trainieren können, aber ich habe genügend andere spannende Themen wie Kata und Bunkai im Karate gefunden.
· Durch das viele Tragen der Kinder hatte ich oft Rückenschmerzen und eine ungesunde Körperhaltung. Als ich wieder mehr Karate trainieren konnte, tat das mir und meiner Haltung sehr gut.
· Nach und nach habe ich wieder mit der Gruppe trainiert. Bei Übungen, die mir nicht gut getan haben, habe ich mich noch ausgeklinkt oder Alternativen trainiert. Der Trainer und die Gruppe wussten darüber Bescheid.
· Nach ca. 9 Monaten habe ich wieder Teile der Trainings übernommen bzw. dann auch ganze Trainings halten können. Auch hier habe ich mich bei Übungen, die den Beckenboden sehr belasten, noch zurückgehalten.
· Nach der Geburt meines ersten Kindes konnte ich nach ca. 1 Jahr (nach dem Abstillen) wieder schnelle und starke Karatetechniken ausführen, aber auch in der Zeit bis dahin hat mich mein Karate begleitet und mir gut getan. Auch nach der Geburt meines 2. Kindes gehe ich diesen Weg und fühle mich sehr wohl dabei. Ich kann also jeder Frau, die durch Geburt eines Kindes mit Karate pausieren musste, wärmstens empfehlen, schon früh wieder einen vorsichtigen Einstieg ins Karate zu wagen. Es lohnt sich sowohl für den Körper als auch für die eigene Laune. 🙂